Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus)

Zwergfledermäuse zählen zur meist verbreiteten Fledermausart in ganz Europa. Pipistrellus pipistrellus gehört zur Familie der Glattnasen und zählt zu den kleinsten Vertretern innerhalb der Säugetiere. Die beinahe zerbrechlich wirkende Zwergfledermaus besitzt eine große Ähnlichkeit mit der Mückenfledermaus, weshalb sie bis in die 1990er für ein und dieselbe Gattung gehalten wurden.

Wie sieht eine Zwergfledermaus aus?

Zwergfledermäuse erreichen nur eine Körperlänge von knappen 4 bis 5 Zentimetern und zählen deshalb zur kleinsten Gattung innerhalb Deutschlands. Die Flügelspannweite liegt zwischen 17 und 25 Zentimeter. Mit ihren 3 bis 8 Gramm wiegen sie nicht mehr als ein Stück Würfelzucker. Farblich variiert das Fell der Zwergfledermaus von rotbraun über dunkelbraun bis hin zu schwarz. Auf der Unterseite weisen die kleinen Fledermäuse meist eine gelblichbraune bis graubraune Färbungen auf.

Die Ohren sind schwarz und werden in der oberen Hälfte deutlich schmäler und rundlicher. Zwergfledermäuse besitzen schmale Flügel und die Flughaut (Patagium) erinnert an Leder.

Ihre Ultraschalllaute betragen 45 kHz und sind daher gut zu erkennen.

Wo lebt die Zwergfledermaus?

Die kleinen Säugetiere sind besonders in weiten Teilen der westlichen Paläarktis verbreitet. Ihr Habitat erstreckt sich von Skandinavien bis ins nördliche Afrika. Auch auf den Britischen Inseln werden die Tiere häufig beobachtet. Östlich gesehen kommt die Zwergfledermaus vom Kaukasus über den Nahen Osten bis nach China vor. Auch Österreich und Deutschland werden von dem Fledertier als Lebensraum bevorzugt.

Sie sind jedoch in zahlreichen europäischen Ländern vorzufinden, darunter auch Griechenland, Kroatien, Italien, Slowakei, Norwegen, Schweden und Spanien. Selbst auf diversen Mittelmeerinseln wie Korsika, Kreta und Sizilien sind die kleinen Tiere häufig anzutreffen. Sie kommen selbst in Höhenlagen von bis zu 2.000 Meter sehr gut zurecht.

Besonders beliebte Einzugsgebiete der Zwergfledermaus sind hohe Baumstämme sowie alte und verlassene Gebäude. Aber auch Scheunen und Keller zählen zu beliebten Wochenstuben. Zwergfledermäuse werden im Gegensatz zu anderen Vertretern ihrer Art häufig in der Nähe des Menschen in Dörfern oder außerhalb von Städten angetroffen. Darüber hinaus zählen auch Alleen, diverse Gärten und Parks zu beliebten Einzugsgebieten. Dort besiedeln die Tiere meist enge Spalten, wobei sie ihre Quartiere relativ häufig wechseln.

Während der kalten Wintermonate zieht es die Tiere meist in tiefe Höhlen, Minen, Stollen und ähnliche unterirdische Verstecke. Vorausgesetzt werden hierbei eine gleichbleibende Temperatur sowie eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit. Winterquartiere dieser Art liegen nicht selten über 1.000 Kilometer vom eigentlichen Sommerquartier entfernt.

Wie leben sie und wovon ernähren sie sich?

Findet eine Zwergfledermaus einen Jagdbereich, wird dieser über einen längeren Zeitraum hinweg abgeflogen und bejagt. Anders als viele ihrer lichtscheuen Verwandten schrecken Zwergfledermäuse nicht vor der Jagd in beleuchteten Siedlungsbereichen zurück. Meist fliegen sie bereits früh am Abend zur Nahrungssuche aus. Sie sind äußerst flink und mithilfe ihrer schmalen Flügel ist es für sie kein Problem, schnell und ausdauernd zu fliegen.

Zwergfledermäuse leben meist in großen Kolonien von bis zu 2.000 Tieren. Besonders in den Wintermonaten treffen sich die Tiere zusammen, da auf diese Weise auch eine erhöhte Überlebenschance herrscht. Ihr Winterschlaf erstreckt sich grundsätzlich über zwei bis vier Wochen. Da die Tiere jedoch kaum kälteempfindlich sind, kommt es durchaus vor, dass sich die eine oder andere Fledermaus an warmen Wintertagen aus ihrem Versteck wagt.

In den üblichen Sommerquartieren finden sich in den meisten Fällen nur 20 bis 50 Individuen ein. Auch höhere Zahlen sind möglich, wobei diese jedoch relativ selten vorkommen.

Auf dem Speiseplan der kleinen Räuber stehen hauptsächlich Insekten wie Nachtfalter, Fliegen, Mücken, Schnaken oder andere geflügelte Tiere.

Wie pflanzt sich eine Zwergfledermaus fort?

Die Fledertiere paaren sich meist zwischen August und September in ihren eigenen Wochenstuben. In diesen Stuben halten sich bis zu 200 Weibchen auf. Männchen leben grundsätzlich in Einzelquartieren und versuchen während der Balz Weibchen mit Singflügen anzulocken.

Weibchen speichern den Samen nach der Paarung bis zu acht Monate, bevor die Befruchtung überhaupt stattfindet. Die Embryos entwickeln sich daher meist erst im Frühjahr. Anschließend beginnt die Tragezeit und spätestens im Mai oder Juni werden ein bis zwei Jungtiere zur Welt gebracht. Flugfähig sind die Jungen meist ein Monat nach der Geburt. Danach werden sie, bis sie vollkommen selbstständig sind, von ihrer Mutter bei der Jagd begleitet.

Sind die Tiere gefährdet?

Zwergfledermäuse sind zwar nicht gefährdet, werden jedoch im Anhang IV der FFH-Richtlinie streng geschützt. Ihr Bestand nimmt aufgrund von Gebäudesanierungen, Pestiziden sowie Windkraftanlagen drastisch ab. Letztere stören die Fledertiere durch Ultraschallemission und führen anschließend zu einer Kollision mit den Rotoren – auch der Verlust des Jagdgebietes ist die Folge.

Da die Zwergfledermaus jedoch relativ häufig vorkommt, wird sie nach wie vor von der IUCN als nicht gefährdet eingestuft.