Fledermäuse – Faszinierende Säugetiere die aktiv fliegen können

Fledermäuse sind entweder gefürchtet oder bewundert. Um die kleinen Fledertiere ranken sich viele Sagen und so mancher Aberglaube. Einige nennen sie liebevoll Waldkobolde, andere denken dabei an Vampire. Die Faszination und Neugierde für die neben den Nagetieren kleinsten Säugetiere der Welt wächst zu Recht stetig. Denn die Fledermaus hat viele bemerkenswerte Eigenschaften und Fähigkeiten, die einen in Erstaunen versetzen können.

Weltweit gibt es schätzungsweise 900 bis 1000 verschiedene Fledermausarten, von denen leben rund 40 in Mittel- und Südeuropa. Der Großteil der europäischen Arten gehört zur Familie der Hufeisennasen oder der Familie der Glattnasen.

Das Aussehen der Fledermäuse

Obwohl es ihr Name vielleicht vermuten lässt, sind die Fledermäuse (Microchiroptera) weder mit Mäusen noch mit Vögeln besonders nahe verwandt. Wie die Nagetiere gehören sie zu den Säugetieren. Das heißt, sie sind lebendgebärend, besitzen Milchdrüsen und versorgen ihre Jungtiere mit Muttermilch.

Das äußere Erscheinungsbild von Fledermäusen kann stark variieren. Die kleinsten Arten wiegen nur 3 g, größere können hingegen bis zu 40 g schwer werden. Die größte Fledermausart hat eine Kopf-Schwanz-Länge von 16 cm und dabei eine Flügelspannweite von 60 cm. Im Vergleich dazu ist die kleinste Art dieser nur 3 cm lang. Weibchen sind meist etwas größer als Männchen.

Das Fell der Fledermäuse ist in der Regel besonders dicht und weich. Die Fellfarben sind je nach Art und Lebensraum sehr unterschiedlich. Bei den meisten Arten ist es braun bis schwarz. Häufig ist das Fell auf dem Rücken dunkler als die Bauchseite. Vereinzelte Arten weisen Fellzeichnungen auf. Im Gegensatz zu vielen anderen Säugetieren besitzen Fledermäuse keine Wollhaare.

Die dünne Flughaut spannt sich jeweils zwischen Handgelenk zum Fußgelenk. Das Skelett ist besonders dünn und leicht, um das Körpergewicht gering zu halten und die Flugfähigkeit zu begünstigen.

Für die Unterscheidung der verschiedenen Fledermäuse kann die nähere Betrachtung des Kopfs hilfreich sein. Schnauze, Gesicht und Ohren unterscheiden sich teilweise stark. Viele Arten haben markante Gesichtsstrukturen oder Ohrenformen entwickelt, die ihnen bei der Echo-Ortung und Orientierung helfen.

Fledermäuse aussehen
Großes Mausohr (Myotis myotis)
Urheber: Manuel Werner [CC BY-SA 3.0], via Wikimedia Commons

Ultraschallortung zur Orientierung in der Nacht

Da Fledermäuse nachtaktiv sind und nicht besonders gut sehen können, sind sie stark auf die Echo-Ortung angewiesen, um sich in ihrer Umgebung zurecht zu finden. Dazu stoßen die Tiere Laute im Ultraschall-Bereich aus. Diese Geräusche sind für das menschliche Gehör ohne Hilfsmittel nicht wahrzunehmen, für die Fledermausohren jedoch umso mehr.

Prallen die Schallwellen an einem Objekt ab, werden sie wieder zurückgeworfen. Mit ihren hochsensiblen Ohren können sie das Echo wahrnehmen und auswerten. Diese Informationen helfen den Tieren dabei zu ermitteln, ob und in welcher Entfernung sich ein Hindernis oder ein Beutetier befindet.

Die Genauigkeit ist dabei besonders bemerkenswert. Durch die Echo-Ortung können Fledermäuse Objekte erkennen, die weniger als einen Millimeter groß sind oder nur wenige Millimeter auseinander liegen. Weitere Informationen, die Fledermäuse durch ihr Ultraschall-System ermitteln können, ist zum Beispiel die Größe des Beutetiers oder in welche Richtung und wie schnell es sich fortbewegt.

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Verbreitung und Lebensraum

Fledermäuse sind fast überall auf der Welt beheimatet, sieht man einmal von der Antarktis und anderen polaren Regionen ab. Ihre vielfältigen äußeren Anpassungen und Erscheinungsbilder haben es ihr erlaubt in sehr unterschiedlichen Regionen vorzudringen. Ob mitteleuropäischer Wald, tropischer Regenwald, Savanne, Bergstollen oder auch in der Stadt, Fledermäuse können sich fast überall zu Hause fühlen.

Lebensweise der Fledermäuse

Die Fledermaus ist hervorragend an ihre Lebensumstände angepasst. Das Ultraschall-Ortungssystem der nachtaktiven Tiere erlaubt es ihnen in der tiefsten Dunkelheit zu Jagen. Neben den Flughunden sind sie außerdem die einzigen Säugetiere auf der Welt, die aktiv fliegen können. Die meisten Arten können sich nur in der Luft effektiv fortbewegen und sind am Boden eher schwerfällig.

Ein Jahr im Leben einer Fledermaus

Ein Fledermaus-Jahr ist überraschend kurz. Denn je nach Region verschlafen die kleinen Säugetiere 5 bis 6 Monate im Jahr. Das gilt besonders für den europäischen Raum, wo die Temperaturen im Herbst und Winter stark abfallen können. In diesem Zeitraum gibt es kaum Nahrung, besonders für die Insektenfresser unter ihnen. Daher machen sich Fledermäuse ab etwa Ende Oktober auf die Suche nach geeigneten Überwinterungsmöglichkeiten. Besonders beliebt sind dabei Höhlen, Keller, Dachböden oder Kirchendächer.

Fledermäuse in einer Höhle
Fledermäuse in einer Höhle
Eric Kilby from Somerville, MA, USA [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons

Häufig schlafen viele Fledermäuse, sofern der Platz es erlaubt, gemeinsam in einem Überwinterungsquartier. Die Größe einer solchen Gruppe liegt im Schnitt bei etwa 20 bis 30 Tieren. Selten können es auch einige Hundert oder mehr sein. Körpertemperatur, Atmung und Herzschlag werden auf ein Minimum heruntergefahren. Das spart kostbare Energie und ist die einzige Möglichkeit, um über die langen Wintermonate zu kommen. Die Tiere können ihre Körpertemperatur auf bis zu 3 °C herunterkühlen.

Die Überwinterung der Fledermaus unterscheidet sich stark von der anderer Tiere, wie zum Beispiel der Braunbären oder Eichhörnchen. Sie schlafen tatsächlich bis zu 6 Monate durch. Sie wachen sehr selten auf und selbst dann verlassen sie ihren Unterschlupf nicht, um auf Nahrungssuche zu gehen. Für Fledermäuse ist es eher von Nachteil, während des Winterschlafs aufzuwachen. Denn sobald sie wach werden, fährt der Körper automatisch Herzschlag und Körpertemperatur hoch. Für die Tiere ist das ein unnötiger Energieverlust und greift ihre kostbaren Reserven an.

Im Frühjahr, etwa Ende März bis Anfang April, wenn die Temperaturen wieder steigen, kommt Bewegung in den Fledermaus-Alltag. Die Tiere mobilisieren die letzten Energiereserven und machen sich auf den Weg zum Sommerquartier. Je nach Art können diese Behausungen bis zu 1500 km weit auseinander liegen, wie zum Beispiel bei den Abendseglern oder der Rauhautfledermaus. Die meisten Arten nehmen jedoch keinen so weiten Weg auf sich. Ihre Quartiere liegen im Schnitt etwa 200 bis 300 km auseinander. Einige Arten, wie die Langohr-Fledermaus, bleiben sogar am selben Standort und wechseln lediglich vom Keller auf den Dachboden.

Von April bis Oktober spielt sich das eigentliche Leben der Fledermäuse ab. Die Tiere pflanzen sich fort, bekommen Nachwuchs und sorgen für die nötigen Fettreserven, um sich auf den kommenden Winterschlaf vorzubereiten. Denn damit ein Tier unbeschadet über den Winter kommt, muss es 20 bis 30 % seines Körpergewichts an Fett speichern.

Ernährung

Die meisten Arten ernähren sich von Insekten, wie zum Beispiel Motten, Spinnen oder auch Mücken. Das gilt besonders für die europäischen Fledermäuse. In tropischen und subtropischen Regionen gibt es darüber hinaus auch einige, die sich von Blütennektar oder Früchten ernähren. Sie erfüllen damit gleichzeitig wichtige ökologische Funktionen, da sie die Bestäubung vieler Pflanzenarten übernehmen oder zur Ausbreitung der Samen beitragen.

Einige größere Vertreter der Gattung Fledermaus können Fleischfresser sein. Sie jagen kleinere Säugetiere, Vögel, Amphibien oder Fische. Diese Arten leben eher in wärmen Regionen wie Südamerika, Südostasien oder Teilen Afrikas.

Fortpflanzung und Nachwuchspflege

Bei Fledermäusen können zwischen der Begattung und der Trächtigkeit der Weibchen viele Monate vergehen. In der Regel findet die Paarung bereits in den Winterquartieren zwischen September und Oktober statt. Dies ist meist auch die einzige Zeit, in der Männchen und Weibchen gemeinsam in einem Unterschlupf leben.

Die kleineren Männchen fliegen dabei ein Weibchen an, klammern sich an ihr fest und beißen sie in den Nacken, um sie zu wecken. Denn meist schlafen diese bereits. Ein Werben findet bei vielen Fledermäusen nicht statt. Sobald das Weibchen von dem Biss halbwegs wach geworden ist, findet die Begattung statt. Ist die Paarung abgeschlossen, lösen sie sich wieder und gehen getrennte Wege. Meist werden die Weibchen in dieser Zeit von mehreren Männchen begattet.

Die Winterschlaf-Phase ist eine denkbar ungünstige Zeit für die Weibchen, um trächtig zu werden. Denn sie hätten nicht genug Energiereserven, um sich selbst und den Fötus zu versorgen. Das Fledermaus-Sperma kann daher über Monate im Geschlechtstrakt des Weibchens unbeschadet überstehen.

Sobald die kalten Monate überstanden sind und die Weibchen aus dem Winter- ins Sommerquartier umgezogen sind, kommt es zur eigentlichen Befruchtung. Die Weibchen sind dabei sogar in der Lage den Eisprung noch weiter hinauszuzögern, sollten sie keine günstigen Bedingungen, wie zum Beispiel Nahrungsknappheit, vorfinden.

Während die Männchen ihre Tagesquartiere aufsuchen, schließen sich die trächtigen Weibchen zu sogenannten Wochenstuben zusammen. Die Gruppengröße beträgt dabei im Schnitt zwischen 20 und 50 Tieren, die nicht selten bereits in den Jahren zuvor zusammen waren. Die Wochenstuben können in einigen Fällen mehrere tausend Tiere umfassen. Im Schutz der Gruppe gebären die Weibchen und ziehen ihre Jungtiere auf.

Fledermäuse können die Tragzeit an ihre Lebensumstände anpassen. Wenn es zum Beispiel ungewöhnlich kühl für die Jahreszeit sein sollte, oder das Nahrungsangebot nicht ausreicht, können die Weibchen ihren Stoffwechsel und Kreislauf verlangsamen. Daher kann die Tragzeit zwischen 40 und 70 Tagen betragen. Im Schnitt sind es 50 Tage.

Nach der Geburt ist das Jungtier rund 4 bis 5 Wochen lang von der Mutter gesäugt und umsorgt. Wenn die Weibchen in der Abenddämmerung zur Jagd aufbrechen, lassen sie die Jungtiere allein in der Wochenstube zurück. Die Jungtiere schließen sich in der Zeit eng aneinander. Trotz des Durcheinanders findet dabei jedes Muttertier nach seiner Rückkehr das eigene Junge wieder und nimmt es wieder an sich.

Nach etwa einem Monat sind die Jungtiere entwöhnt und beginnen selbst Insekten zu jagen. Spätestens wenn es Zeit wird in die Winterquartiere umzuziehen, verlassen die Mütter ihr Junges endgültig. Die Jungiere sind zu diesem Zeitpunkt schon völlig unabhängig und verlassen ebenfalls die Wochenstube, um geeignete Winterquartiere zu finden.

Das Weibchen wird nur einmal im Jahr trächtig und bringt dabei meist ein Jungtier auf die Welt. Für ein Säugetier dieser Größenordnung ist das vergleichsweise wenig. Die geringe Fortpflanzungsrate gleichen die kleinen Fledertiere durch ihre überraschend lange Lebenserwartung aus. Einige Arten können 20 Jahre und älter werden. In freier Wildbahn erreichen viele Tiere dieses Alter nur noch selten.

Fledermäuse sind sozial

Die Fledermaus ist sehr gesellig. Besonders die Weibchen verbringen fast das ganze Jahr über innerhalb verschiedener Gruppen. Männchen leben zumindest während der Wintermonate gemeinsam mit ihren Artgenossen zusammen. Bei einigen Arten teilen sich die Männchen auch das Sommerquartier mit anderen. Besonders in den Winterquartieren sichern die großen Gruppen das Überleben des Einzelnen. Die Tiere schlafen sehr dicht aneinander und wärmen sich so gegenseitig. Das spart sehr viel Energie.

Die Geselligkeit der Fledermäuse beschränkt sich dabei nicht nur auf die eigene Art. Häufig wurde beobachtet, dass in den Quartieren unterschiedliche Arten dicht beisammen leben. Sie scheinen keiner Rangordnung zu folgen. Unstimmigkeiten werden in den meisten Fällen durch Fauchen und Drohgebärden, schnell und unblutig geklärt.

Das Schwarmverhalten ist stark ausgeprägt. Fliegt eine Fledermaus aus dem Quartier, folgen ihr schon bald alle anderen nach draußen. Ähnlich ist es, wenn ein Tier anfängt sich zu putzen. Dabei putzen sich ausgewachsene Tiere jedoch nie gegenseitig.

Fledermäuse Feinde – Artenschutz

Die Fledermaus hat nur wenige natürliche Feinde. Gelegentlich können sie zur Beute von Greifvögeln, Eulen oder Katzen werden. Einige größere Fledermausarten neigen zu Kannibalismus. Die größte Gefahr für die Tiere geht jedoch vom Menschen aus. Viele Tiere sterben, weil sie bei ihren nächtlichen Flügen von Autos erfasst werden. Das Abforsten von Wäldern ist ebenfalls ein großes Problem. Sie nimmt der Fledermaus den Lebensraum, den sie zum Jagen und Leben braucht.

Gefährlich kann es für die Tiere auch werden, wenn ihr Winterschlaf durch den Menschen gestört wird. Durch vielen Störungen kann den Tieren die Energie fehlen, wenn der Frühling dann endlich da ist. Sie haben dann kaum noch Kraft, um auf Nahrungssuche gehen zu können. Viele bekannte Fledermausunterschlüpfe werden daher in den Herbst und Wintermonaten geschlossen und sind für Besucher unzugänglich, damit die Tiere in Ruhe überwintern können.

Fledermäuse: Nutztiere oder Schädlinge?

Trotz ihres schlechten Images kann die Fledermaus ein echtes Nutztier sein. Bei dieser Frage kommt es stark auf die Region und die Ernährungsweise an. Im europäischen Raum und in den USA gelten Fledermäuse allgemein als Nutztiere. Besonders wenn es sich dabei um Insektenfresser handelt. Im Südamerikanischen Raum hingegen, wo viele Fledermaus und Flughundarten sich auf das Fressen von Früchten spezialisiert haben, können die Tiere schnell als Schädlinge eingestuft werden. Da ihr Lebensraum stark abgeholzt und für Plantagen genutzt wird, bleibt den Tieren kaum eine andere Wahl, als sich bei den Obstbauern zu bedienen, wenn sie nicht verhungern wollen. Doch auch in diesen Regionen sind Fledermäuse wichtig. Sie sorgen für die Bestäubung und Verbreitung von Pflanzen.

Fledermäuse als Krankheitsüberträger

Es gibt in Europa kaum Krankheiten oder Parasiten, die von Fledermäusen übertragen werden und für Menschen gefährlich sein können. Eine mögliches Gefahrenpotential stellt nur die Tollwut dar. Doch die Übertragung ist sehr unwahrscheinlich, wenn man nicht aktiv mit den Tieren in Kontakt kommt oder mit ihnen arbeitet. Denn für eine Ansteckung ist nur über einen Biss möglich. Da die Tiere jedoch sehr scheu sind, kommen die meisten Menschen kaum mit ihnen in direkten Kontakt.

Um sich zu schützen, sollten die Tiere nach Möglichkeit nicht angefasst werden. Lässt es sich nicht vermeiden, dann ist es ratsam dicke Handschuhe anzuziehen, um sich vor dem Biss zu schützen.