Wasserfledermaus (Myotis daubentonii)

Die Wasserfledermaus, wissenschaftlicher Name: myotis daubentonii, ist eine typische Waldfledermaus. Sie gehört zur Familie der Glattnasen und erhielt ihren Namen aufgrund ihres typischen Jagdverhaltens: Sie verfolgt ihre Beutetiere in geringem Abstand über Gewässeroberflächen. Ihr wissenschaftlicher Name ist eine Hommage an den französischen Zoologen Louis Jean-Marie Daubenton.

Das Aussehen der Wasserfledermaus

Mit einer Flügelspannweite von 24 bis 27 Zentimetern und einem Gewicht von etwa 7 bis 15 Gramm zählt die Wasserfledermaus zu den mittelgroßen heimischen Arten. Typisch für sie sind ihre außergewöhnlich großen, borstenbehaarten Füße, das kaum behaarte rotbraune Gesicht und ihre verhältnismäßig kurzen Ohren. Sie ist ausgestattet mit einem abgerundeten Ohrdeckel, der fast die halbe Ohrlänge erreicht. Ihr meist braun gefärbtes Rückenfell setzt sich deutlich ab von ihrer hellgrauen Unterseite. Wegen der großen Hinterfüße ist leicht eine Verwechselung mit der Teichfledermaus möglich. Die Wasserfledermaus ist jedoch wesentlich kleiner als diese. Die Laute für die Echoortung nimmt sie mithilfe von Muskeln vor, die bis 160 Mal pro Sekunde anspannt und entspannt. Wasserfledermäuse erreichen ein Durchschnittsalter von drei bis sechs Jahren.

Vorkommen in der gemäßigten Klimazone

Die Wasserfledermaus kommt hauptsächlich in der gemäßigten Klimazone vor und besiedelt Regionen der Paläarktis von Irland und Großbritannien bis Korea und Japan. Als typische Waldfledermaus lebt sie vorzugsweise in Wäldern und Parks unweit von Gewässern. Dort quartiert sie sich in der wärmeren und insektenreichen Zeit in Fäulnis- oder Spechthöhlen ein. Sie schlüpft aber auch in speziellen Fledermauskästen unter und richtet sich in Gewölbespalten und Dehnungsfugen von Brücken „häuslich” ein. Winters, wenn das Nahrungsangebot gering ist, sammeln sie sich unter anderem in frostsicheren Höhlen, Bunkern und Stollen, um dort die lebensfeindliche Jahreszeit zu verschlafen. Ideale Bedingungen herrschen für sie, wenn die Luftfeuchtigkeit 100 % und die Temperatur 3 bis 6 Grad Celsius beträgt. Fällt diese dauerhaft in den „Keller”, das heißt, unter 3 Grad, ist für die Wasserfledermaus Quartierwechsel angesagt.

Jagdbeginn nach Sonnenuntergang

Tagsüber verbleibt die Wasserfledermaus in ihrem Quartier. Etwa eine halbe oder eine Stunde nach Sonnenuntergang fliegt sie zu ihrem Jagdgebiet, meist ein Gewässer, aus, um noch vor Sonnenaufgang zurückzukehren. Dabei folgt sie im Tiefflug stets denselben Geländestrukturen wie Waldrändern, Baumreihen und Hecken. Ihre Fluggeschwindigkeit beträgt 25 Kilometer pro Stunde, bei der Jagd 12 Kilometer pro Stunde. Die Entfernung, die sie bis zum Fluss oder Flussufer zurücklegt, kann bis zu zwei Kilometer betragen. Zu ihrer Jagdbeute zählen unter anderem Zweiflügler, Köcher- und Eintagsfliegen, Zuckmücken, Falter sowie treibende Beute auf Stillgewässern und frisch schlüpfende Wasserinsekten. Häufig jagen mehrere Wasserfledermäuse gleichzeitig in einer Höhe von etwa 15 Zentimetern über dem Wasser. Geschickt keschern sie dabei auf der Wasseroberfläche treibende Insekten mit der Schwanzflughaut heraus, um sie daraus zum Verzehr mit dem Maul aufzunehmen. Ihre großen Füße ermöglichen es der Wasserfledermaus zudem, kleine Fische zu fangen. In jeder Nacht nimmt sie circa ein Drittel ihres Körpergewichts zu sich. Das sind ungefähr 10 Gramm.

Die Fortpflanzung der Wasserfledermaus

Die Wasserfledermäuse, eine sogenannte wanderfähige Art, verlassen ihre Winterquartiere Ende März/Anfang April, um im Mai in einem Verband von 20 bis 50 Weibchen ihre Fortpflanzungsquartiere (Wochenstuben) zu beziehen. Der Nachwuchs, normalerweise ein Junges, stellt sich in der zweiten Junihälfte ein. Es kommt blind und taub zur Welt. Das Gewicht beträgt zwischen 1,6 bis 2,4 Gramm, die Körperlänge 22,8 Millimeter, die Schwanzlänge 15,7 Millimetern. Die Aufzucht des Nachwuchses obliegt ausschließlich dem Weibchen, das mit vier Zitzen im Brustbereich ausgestattet ist. Die Säugezeit umfasst einen Zeitraum von 35 bis 45 Tagen. Mit den flugunfähigen Jungen „im Gepäck“ wechselt die Fortpflanzungsgemeinschaft etwa jeden zweiten bis dritten Tag ihr „Zuhause“. Wenn die Jungen im Alter von vier bis sechs Wochen flügge sind, schwärmen sie autonom zu Jagdflügen aus. Während der Aufzuchtzeit schließen sich die Männchen zu eigenen Kolonien zusammen, die bis zu 20 Tiere umfassen. Nach der Auflösung der Fortpflanzungsgemeinschaften im August beginnt die Paarungszeit, die sich bis zum Frühjahr erstrecken kann. Die Begattung wird von den Männchen im Winterquartier vollzogen. Dabei handelt es sich häufig um ein gern genutztes Massenquartier.

Gefährdung der Wasserfledermaus

Eine Reihe von Fledermausarten werden in der Liste der gefährdeten Arten geführt, die Wasserfledermaus gehört nicht dazu. Sie ist verhältnismäßig weit verbreitet, ihr Bestand gesichert. Sie gilt als zunehmend ungefährdet.