Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus)

Die Mopsfledermaus verdankt ihren Namen einer Hunderasse. Mit ihrer mopsartig geformten Schnauze ist sie mit keiner anderen Art zu verwechseln. Durch den Verlust ihres Lebensraums gilt sie heute bundesweit als vom Aussterben bedroht.

Fossile Funde konnten belegen, dass die Mopsfledermäuse bereits im Pleistozän der Erdgeschichte lebten. In Rumänien, Tschechien und Ungarn ließen sich die ältesten Fossilien nachweisen.

Die Merkmale der Mopsfledermaus

Das Erscheinungsbild der Mopsfledermaus ist schlank und zierlich. Sie erreicht eine Körperlänge von bis zu sechs Zentimetern. Die Flügelspannweite kann zwischen 24 und 29 Zentimetern liegen. Das Gewicht liegt bei sechs bis 13 Gramm. Die Männchen sind im Durchschnitt leichter und kleiner als die Weibchen. Das Fell und die Flughäute weisen eine dunkelbraune bis fast schwarze Färbung auf. An der Bauchseite befindet sich eine dunkelgraue Fellfärbung. Die Hautstellen im Gesicht, die keine Haare besitzen, sind schwarz gefärbt. Die kurzen und breiten Ohren ziehen sich von den Augen bis in den Stirnbereich. Sie weisen ebenfalls eine schwarze Färbung auf.

Verbreitung

Europa ist die Heimat der Mopsfledermaus. Ihr Areal zieht sich von England bis nach Norwegen und von Schweden bis nach Südeuropa. Auch in Weißrussland und der zentralen Ukraine ist die Mopsfledermaus beheimatet. Selbst auf den Balearen im Mittelmeer haben sich die Fledermäuse angesiedelt. Kleinere Kolonien finden sich in Marokko und auf Teneriffa. Mopsfledermäuse besiedeln vor allem höhere Lagen. In Deutschland sind sie hauptsächlich in Bayern, Hessen, Thüringen und Nordrhein-Westfalen angesiedelt.

Lebensweise

Je nach Region halten die Mopsfledermäuse unterschiedliche Ruhezeiten im Winter. In den nördlichen Gebieten fällt die Winterruhe deutlich länger aus. Die Phasen dauern von September bis April an. In den mitteleuropäischen Gebieten hält die Winterruhe nur von November bis März an. Die Tiere bevorzugen geschützte Orte wie Kellergewölbe, Minen, verlassene Häuser oder Höhlen. Die Männchen verlieren bis zu 37 Prozent ihres Körpergewichts während der Winterruhe. Bei den Weibchen sind es 30 Prozent. Außerhalb der Winterruhe wechseln Mopsfledermäuse fast täglich ihre Schlafplätze. Beliebte Schlafplätze in dieser Zeit sind Baumhöhlen oder auch Kirchtürme. Während die Männchen außerhalb der Paarungszeit alleine leben, bevorzugen die Weibchen das Leben in kleinen Kolonien gemeinsam mit ihrem Nachwuchs. Es konnte nachgewiesen werden, dass die Fledermäuse weite Wanderungen unternehmen. Zum Teil bis zu 290 Kilometer innerhalb kurzer Zeit.

Ernährung und Jagdverhalten der Mopsfledermaus

Die Mopsfledermaus gilt als Insektenfresser. Mit ihrer schmalen Kieferspalte ernährt sich die Fledermaus hauptsächlich von Käfern, Mücken und Nachtfaltern. Sie jagt bevorzugt in Wäldern oder in näherer Umgebung. Ihre Beute wird über Echoortungslaute gejagt, die auf einer elektromagnetischen Frequenz von 30 bis 35 kHz liegen. Die Fledermaus sendet bei der Jagd Ortungslaute aus der Nase und dem Mund. Die Signale dienen unterschiedlichen Funktionen. Das aus der Nase gerichtete Signal geht nach oben und hilft der Fledermaus bei der Suche nach Insekten. Das Signal aus dem Mund ist nach unten gerichtet und hilft ihr bei der Orientierung.

Fortpflanzung

Gegen Ende des ersten Lebensjahres erreicht die Mopsfledermaus ihre Geschlechtsreife. Kurz nach der Winterruhe beginnt die Paarungszeit. In einigen Fällen ist es auch möglich, dass es bereits während der Winterruhe zur Paarung kommt. Diese vorzeitige Begebenheit bezeichnet man als Keimruhe. Erst im Frühjahr kommt es zu einer embryonalen Entwicklung. Zwischen Mai und August kommen die Mopsfledermäuse in Mitteleuropa zur Welt. Meistens liegt ein Wurf bei ein bis zwei Jungen. Das Wachstum der Mopsfledermaus schreitet schnell voran. Nach etwa neun Wochen haben die Tiere ihre vollständige Größe erreicht. Nur unter sehr besonderen Bedingungen erreichen die Fledermäuse ein Alter von bis zu zehn Jahren. Mehr als die Hälfte aller Tiere sterben noch vor dem zweiten Lebensjahr. Forschungen dokumentierten, dass rund 61 Prozent der Fledermäuse bereits im ersten Lebensjahr sterben. Bei rund 29 Prozent konnte ein Alter von circa eineinhalb Jahren nachgewiesen werden. Nur 11 Prozent der Tiere erreichten ein Alter von mehr als zwei Jahren. Das bisher höchste Alter, welches man einer Mopsfledermaus nachweisen konnte, liegt bei 23 Jahren.

Gefährdung

In Europa gehört die Mopsfledermaus zu den bedrohten Fledermausarten. Die IUCN, auch bekannt als Weltnaturschutzunion, listet die Mopsfledermäuse als gefährdete Gattung. Die Population gilt als rückläufig, wodurch mit einer weiteren Abnahme zu rechnen ist. Gründe sind die Verluste von Winterquartieren und Schlafplätzen. Im Zeitalter der folgenreichen Urbanisierung, Versiegelung und Modernisierung von Gebäuden und Häusern finden die Tiere immer weniger Lebensräume. Außerdem stellt der Einsatz von Pestiziden und Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft ein weiteres Problem dar. Die Chemikalien und Giftstoffe gelangen über die Nahrung in die Körper der Mopsfledermäuse.

So wird die Mopsfledermaus in Deutschland geschützt

Im Hunsrück kam es 2004 zu einer Verzögerung des Anbaus einer Startbahn am Flughafen Frankfurt-Hahn. Der Grund war ein Auftreten von Mopsfledermäusen. Die Tiere mussten umgesiedelt werden. Laut Naturschutz-Richtlinien der Europäischen Union gilt die Mopsfledermaus als streng zu schützende Art. Für den Erhalt müssen Schutzgebiete zur Verfügung stehen. Die Bundesregierung hat in Deutschland die Mopsfledermäuse als eine Verantwortungsart der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt eingestuft.