Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus)

Fledermäuse hatten in früheren Zeiten keinen allzu guten Ruf. In manchen Kulturen wurden sie als Vorboten des Todes gesehen und mit Dämonen gleichgesetzt. Es verbreitete sich zudem die Mär des Vampirismus. Fledermäuse wurden als blutsaugende Wesen dargestellt, die Angst und Schrecken verbreiteten. Dies ist glücklicherweise heute anders. Die Menschen pflegen in der Regel ein neutrales Verhältnis zu den Tieren. Von den weltweit ca. 1400 verschiedenen Fledermausarten sind in Deutschland etwa 25 heimisch. Dazu zählt die Breitflügelfledermaus. Eptesicus serotinus, der lateinische Name der Breitflügelfledermaus, gehört zur Gattung der Breitflügelfledermäuse, welche wiederum der Familie der Glattnasen zugeordnet ist.

Aussehen und Merkmale

Die Kopf-Rumpf-Länge der Breitflügelfledermaus wird mit zwischen 6 und 8 cm angegeben. Damit gehört sie zu den größeren Fledermausarten in Europa. Die Tiere weisen zudem eine Flügelspannweite von 32-38 cm und ein Gewicht von ca. 14-35 Gramm auf. Breitflügelfledermäuse zeichnen sich durch ein schwarzbraunes oder schwarzes Gesicht, dunkle Ohren und dunkle Flughäute aus. Die Farbpalette des Rückenfells reicht von einem hellen rauchbraun bis hin zu einem dunklen schwarzbraun. Die Färbung des Bauchfells ist deutlich heller.

Der Name der Fledermaus ist auf die Flügelform zurückzuführen. In der Flugsilhouette ist die breite, gerundete Form der Flügel besonders gut zu erkennen. Diese trägt maßgeblich dazu bei, die Tiere von anderen Arten unterscheiden zu können.

Die Töne, die eine Breitflügelfledermaus erzeugt, errreichen Frequenzen von 15-35 kHz.

Vorkommen und Quartiere der Breitflügelfledermaus

Die Besiedelung der Breitflügelfledermaus dehnt sich über weite Teile Europas aus. Vom Mittelmeerraum im Süden bis hin zu den südlichen Teilen von Skandinavien ist die Art verbreitet. Auch in der Türkei und im Nahen Osten gibt es Vorkommen dieser Art, die sich aber auch bis weit in den asiatischen Raum (China und Taiwan) erstreckt.

In Deutschland tritt die Fledermaus im norddeutschen Flachland deutlich häufiger auf als in den Mittelgebirgen und im süddeutschen Raum.

Die Breitflügelfledermaus unterhält mehrere Quartiere, zwischen denen sie regelmäßig hin- und herwechselt. Wechsel treten primär aus zwei Gründen auf. Zum einen ist die optimale Temperatur für die Fledermaus extrem wichtig. Zum anderen suchen diese Tiere immer nach Orten, an denen sie nicht gestört werden.

Ihr Sommerquartier sucht die Breitflügelfledermaus häufig in spaltenförmigen Verstecken an Hausmauern, Kirchen oder Dächern. Man weiß sehr wenig darüber, wo diese Art überwintert. In den üblichen Winterquartieren anderer Arten wie Keller, Dachböden oder Höhlen, ist die Breitflügelfledermaus nur vereinzelt anzutreffen. Es gibt Indizien dafür, dass die Sommerquartiere zumindest teilweise auch als Überwinterungsort genutzt werden. Fest steht aber, dass die Breitflügelfledermaus sehr standorttreu ist und sich in der Regel nicht weiter als 50 Kilometer von ihren Quartieren entfernt.

Ernährung

Vorrangig ernähren sich Breitflügelfledermäuse von verschiedenen Insekten. Je nach Saison stehen dabei diverse Käferarten, Schmetterlinge, Fliegen, Nachtfalter oder Wanzen auf dem Speiseplan. Die Fledermäuse sind dazu in der Lage, ihre Beute sowohl in der Luft zu ergreifen als auch auf dem Boden zu jagen.

Die Tiere beginnen mit ihrer Jagd in der Abenddämmerung. Breitflügelfledermäuse jagen gerne in Gruppen. Ihre bevorzugten Jagdreviere sind Gärten, Waldränder, Wiesen und generell Orte, an denen sich erfahrungsgemäß viele kleine Insekten tummeln. Rund um Gewässer und um Straßenlaternen gibt es für gewöhnlich genug Nahrung. Die Tiere jagen mit geringer Geschwindigkeit von ca. 15 km/h und in mittlerer Höhe von 3-5 Metern über den Boden.

Bei Niederschlägen und Temperaturen unter 10 Grad findet keine Jagd statt. Da die Breitflügelfledermaus wie alle Fledermausarten Winterschlaf hält, zehrt sie in den kalten Monaten von ihren Fettreserven.

Fortpflanzung

Über die Fortpflanzung der Breitflügelfledermaus ist recht wenig bekannt. Als wahrscheinlich gilt, dass die Männchen die Geschlechtsreife nach dem ersten Winterschlaf erreichen. Die Fledermausweibchen beziehen im April und Mai die sogenannten Wochenstuben. Diese Fortplanzungsgemeinschaften bestehen aus 10-60 Weibchen, die ihren Nachwuchs gemeinsam zur Welt bringen. Fast immer wird nur ein Junges geboren. Lediglich in wenigen Fällen kommen zwei Junge zur Welt. Der Termin der Geburt liegt im Juni und Juli. Bereits nach 6 Wochen, in denen die Jungen von den Muttertieren versorgt werden, sind die kleinen Fledermäuse eigenständig.

Bestand und Gefährdung der Breitflügelfledermaus

Die Breitflügelfledermaus steht in Deutschland unter Naturschutz. Die Gefährdungssituation des Bestandes variiert jedoch von Bundesland zu Bundesland. Es gibt über den vorherrschenden Fledermausbestand nicht überall belastbare Erkenntnisse. Jedoch gilt als sicher, dass eine Gefährdung der Populationen existiert. Am meisten setzt der Fledermaus – und das betrifft im Grunde fast alle Arten – das Wegbrechen von geeigneten Winterschlafquartieren und Orten für die Aufzucht der Jungen zu. Alte Gebäude werden zunehmend saniert, in manchen Regionen reduziert der Flächenfraß das Nahrungsangebot an Insekten und das Ausbringen von Giften im Jagdrevier beeinflusst die Bestandsentwicklung ebenfalls ungünstig.