Die Bechsteinfledermaus (lat.: Myotis bechsteinii) zählt zur Familie der Glattnasen. Unter anderem gehört sie der Unterfamilie der Myotinae an und ist der Gattung der Mausohren untergeordnet. Ihren Namen hat das Fledertier von Johann Matthäus Bechstein, der sich im 19. Jahrhundert tatkräftig für den Schutz dieser Art einsetzte. Ähnlich wie andere Fledermäuse orientiert sich die Bechsteinfledermaus ebenfalls über ausgestoßene Ultraschallwellen und erkennt am zurückkehrenden Echo ihre Umgebung.
Wie sieht eine Bechsteinfledermaus aus?
Die Fledermäuse werden zwischen 4,5 und 5,5 Zentimeter groß und besitzen eine Flügelspannweite von ungefähr 25 bis 29 Zentimeter. Sie zählen daher in Europa zu den mittelgroßen Fledermausarten. Typisch für alle Mausohr-Gattungen sind ihr spitzer, leicht sichelförmiger Ohrdeckel. Die Flughaut (Patagium) ist besonders dünn und reicht bis zu den Zehenwurzeln. Ähnlich wie die Ohren weist auch das Patagium sowie der Unterbauch der Tiere eine weiße bis leicht gräuliche Färbung auf. Am Rücken ist das Fell der Bechsteinfledermaus jedoch meist rötlich-braun.
Wo ist das Tier beheimatet?
Die Bechsteinfledermaus ist fast flächendeckend in ganz Europa anzutreffen. Ihre Art ist sogar im südöstlichen und südwestlichen Asien beheimatet. In Deutschland ist sie ausschließlich bis auf den Norden überall anzutreffen. Weitere Einzugsgebiete sind unter anderem das nördliche Portugal sowie Spanien. Aber auch im Kaukasus sowie in nördlichen Gebieten, wie beispielsweise Schweden, sind die Fledertiere zu finden.
Für ihre Sommerquartiere bevorzugen Bechsteinfledermäuse dichte Laub- und Mischwälder mit reichlich Totholz und überwiegend altem Baumbestand. Bieten sich ähnliche Bedingungen in Parks oder Gärten, sind die Tiere auch dort wesentlich häufiger anzutreffen. Im Ernstfall akzeptieren die Fledertiere auch Nistkästen von Vögeln, diese bieten jedoch aufgrund ihrer ständigen Quartierwechsel keine ideale Alternative.
Im Winter sucht die Bechsteinfledermaus meist Reviere auf, die sich durch eine hohe Luftfeuchtigkeit von bis zu 90 Prozent sowie konstanten Temperaturen von drei bis sieben Grad auszeichnen. Geeignete Quartiere sind daher Höhlen, Stollen sowie alte Kellergewölbe.
Nicht selten werden die Tiere mit Erfrierungen an ihren Ohrspitzen beobachtet. Es wird daher vermutet, dass sich ein gewisser Teil der Fledertiere auch oberirdische Quartiere für die Überwinterung sucht.
Wie lebt eine Bechsteinfledermaus und wovon ernährt sie sich?
Die Männchen leben im Regelfall ein einzelgängerisches Dasein. Weibchen jedoch finden sich in geselligen Wochenstubengesellschaften mit bis zu 30 Tieren zusammen. Solche Gesellschaften sind jedoch auch mit nahezu 50 Tieren möglich, kommen aber eher selten vor. In diesen Quartieren halten sich die Tiere meist von April bis in den Herbst auf. Die Fledermausart ist jedoch dafür bekannt, ihre Quartiere relativ oft zu wechseln.
Sobald die kältere Jahreszeit ins Land zieht, kehren die Fledermäuse an frostsichere Plätze zurück. Die Tiere überwintern meist alleine oder in kleinen Gruppen. Im Gegensatz zu anderen ihrer Spezies verlassen Bechsteinfledermäuse ihre Winterquartiere erst gegen Ende April.
Die Bechsteinfledermaus ist nachtaktiv und geht daher grundsätzlich in der Nacht auf Futtersuche. Sie zählt zu einem äußerst geschickten Jäger und fängt ihre Beute meist während des Flugs. Gejagt wird meist in der Nähe des Quartiers, um für eine schnelle Rückkehr mitsamt Beute zu sorgen. Bis zu 15 Meter hoch können Bechsteinfledermäuse fliegen, wenn sie ihre Beute verfolgen. Bevorzugt für die Jagd werden jedoch größtenteils untere sowie bodennahe Vegetationsschichten.
Zu den Hauptnahrungsquellen der Fledertiere zählen kleine Insekten, beispielsweise Nachtfalter, oder andere nachtaktive Schmetterlingsarten. Aber auch Mücken, Fliegen, Spinnentiere sowie diverse Käferarten stehen auf dem Speiseplan der Tiere.
Wie pflanzen sich Bechsteinfledermäuse fort?
Bechsteinfledermäuse paaren sich während der Herbstmonate fort, meist kurz bevor sie in die Winterquartiere umziehen. Die Tiere kommen im Regelfall nur zur Paarung zusammen. Aufgezogen wird der Nachwuchs anschließend vom Weibchen in sogenannten Wochenstuben.
Aufgrund einer notwendigen Keimruhe entwickeln sich die Embryos erst im nächsten Frühjahr. Die Geburten finden daher meist zwischen Juni und Juli statt. Im Regelfall bringen die Weibchen ein Junges zur Welt – Zwillingsgeburten sind relativ selten. Der Nachwuchs ist bereits nach vier Wochen flugfähig und löst sich von der Wochenstube.
Die Lebenserwartung der Bechsteinfledermäuse liegt bei erstaunlichen 21 Jahren.
Sind die Tiere gefährdet?
Bechsteinfledermäuse werden in der Roten Liste der IUCN als bedroht eingestuft. Hauptgründe der Bestandsminderung sind die Zerstörung der Lebensräume sowie eine allgemeine Verschlechterung der Lebensbedingungen. Es mangelt den Tieren an geeigneten Tages- und Winterquartieren, aber auch an Wochenstuben für die Aufzucht des Nachwuchses. Auch der Nahrungsmangel aufgrund von Insektiziden-Einsatz hat den Bestand drastisch gesenkt.
Geeignete Schutzmaßnahmen sind daher, auf Entnahme von Totholz zu verzichten und den Erhalt alter Bäume zu fördern. Außerdem sollte drei Kilometer rund um die Wochenstubenquartiere auf Pestizide verzichtet werden, insbesondere während der Jungenaufzuchtszeit. Allgemein gesehen könnte daher eine ökologisch-nachhaltige Forstwirtschaft positiv dazu beitragen, den Bestand der Tiere zu erhöhen.