Vampirfledermäuse (Desmodontinae)

Sie sind winzig klein – gerade einmal knapp zehn Zentimeter groß und höchstens 50 Gramm schwer. Sie sehen nicht besonders aufregend aus, sind rotbraun oder graubraun, auf den ersten Blick fallen sie kaum auf. Und jagen die unauffälligen Tierchen so manchem einen Schauer über den Rücken. Denn Vampirfledermäuse ernähren sich – ganz wie ihre berühmten Namensvetter – ausschließlich von Blut.

Was sind Vampirfledermäuse und wie sehen sie aus?

Vampirfledermäuse, deren wissenschaftlicher Name Desmodontinae lautet, sind Säugetiere aus der Ordnung der Fledertiere. Man unterscheidet zwischen drei Arten: dem Gemeinen Vampir (Desmodus rotundus), dem Kammzahnvampir (Diphylla ecaudata) und dem Weißflügelvampir (Diaemus youngi).

Zwar sind sie sehr klein – ihre Flügelspannweite beträgt nur etwa 35 bis 40 Zentimeter – doch ihr Körper ist perfekt auf ihre Bedürfnisse abgestimmt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Fledermäusen haben Vampirfledermäuse starke Hinterbeine, mit denen sie nicht nur über den Boden laufen und hüpfen können, sondern wie Spinnen sogar an senkrechten Wänden emporklettern. Ihre Schneide- und Eckzähne sind scharf und wie eine Sichel geformt. Damit können sie die Haare ihrer Opfer entfernen und die Haut aufschneiden, um das hervortretende Blut zu lecken. Sie haben keine funktionierenden Backenzähne, eine sehr kurze Speiseröhre und einen schlauchförmigen Magen, optimal für ihren besonderen Speiseplan. Zudem weisen sie in Größe und Form von Daumen, Ohren und Flughaut Unterschiede zu anderen Fledermäusen auf und haben keinen Schwanz.

Wovon ernähren sie sich?

Wenn Vampirfledermäuse Hunger bekommen, fliegen sie los und suchen nach einem geeigneten Opfer, dessen Blut sie abzapfen können. Sie sind, wie viele Fledermäuse, nachtaktiv. Per Echoortung finden sie ihren Weg durch die Dunkelheit. Haben sie ein geeignetes Tier gefunden, so suchen sie mit wärmeempfindlichen Sensoren nach den Venen unter der Haut des Tieres. Die ausgesuchte Stelle wird angeleckt – ein Betäubungsmittel in ihrem Speichel sorgt dafür, dass das ausgesuchte Tier von all dem nichts merkt und in aller Ruhe weiterschläft. Dann entfernt der kleine Vampir Haare oder Federn an der jeweiligen Stelle, beißt die Haut auf und beginnt seine Mahlzeit an der offenen Wunde. Da der Speichel auch gerinnungshemmende Substanzen enthält, entsteht kein Schorf, so lange die Fledermaus trinkt –dadurch können häufig auch mehrere Fledermäuse nacheinander aus derselben Wunde trinken. Etwa 20 bis 30 Milliliter Blut braucht eine Vampirfledermaus, bevor sie satt ist und sich wieder zurückzieht.

Die drei Arten der Blutsauger haben sich auf unterschiedliche Beutetiere spezialisiert: Während der Gemeine Vampir am liebsten das Blut von Säugetieren verspeist, konzentriert sich der Kammzahnvampir auf Vögel. Weißvogelvampire sind weniger wählerisch, sie ernähren sich sowohl vom Blut von Säugetieren als auch von Vögeln, bevorzugen aber Vogelblut.

Für die Beutetiere ist ein Vampirbiss eigentlich kein Problem – es bleibt ihnen nur eine kleine Wunde und ein sehr geringer Blutverlust. Ein echtes Risiko stellt allerdings die Übertragung von Krankheiten dar. Häufig infizieren Vampirfledermäuse ihre Opfer mit Krankheiten wie Tollwut, die auch zum Tod der jeweiligen Tiere führen können. Bei Rindern etwa, auf deren Blut die Gemeinen Vampirfledermäuse es oft abgesehen haben, geht man von schätzungsweise 100.000 toten Rinden pro Jahr aufgrund von Vampirbissen aus. Vereinzelt erkrankten auch Menschen bereits an Tollwut, nachdem sie von Vampiren gebissen wurden.

Wo leben Vampirfledermäuse?

In Deutschland trifft man die kleinen Blutsauger ausschließlich im Zoo. Sie sind zwar nicht sehr anspruchsvoll, was ihren Lebensraum angeht, so macht ihnen Trockenheit oder Feuchtigkeit nichts aus, doch sie bevorzugen wärmere Gebiete. Sie siedeln sich hauptsächlich im Süden der USA sowie in Südamerika an, auch auf einigen der Südamerika vorgelagerten Inseln finden sich Populationen.
Tagsüber halten sie sich in Höhlen, aber auch in Schächten, Ruinen oder Baumstümpfen auf und verlassen ihrer Quartiere nur nachts, um auf Futtersuche zu gehen. Dort leben sie in großen Gruppen mit 20 bis 100 Tieren zusammen, es wurde aber auch Kolonien mit bis zu 2000 Tieren entdeckt. Sie teilen sich den Lebensraum, pflegen sich gegenseitig das Fell und teilen bei Bedarf sogar erbeutetes Blut miteinander.

Wie pflanzen sie sich fort?

Vampirfledermäuse können sich grundsätzlich immer fortpflanzen, in ihren verschiedenen Verbreitungsgebieten lassen sich unterschiedliche Geburtsspitzen im Jahr feststellen. Nach der Paarung trägt eine Vampirfledermaus-Mutter ihr Junges etwa sieben Monate lang, bevor es zur Welt kommt. Meist wird ein einzelnes Jungtier geboren, selten auch Zwillinge. Bei der Geburt wiegt ein Junges etwa fünf bis sieben Gramm – es wird von der Mutter zunächst gesäugt, später auch mit hochgewürgtem Blut gefüttert. Ab etwa vier Monaten begleitet das Jungtier die Mutter auf Beutezügen, doch erst nach etwa neun oder zehn Monaten sind kleine Vampirfledermäuse ganz von der Mutter entwöhnt, beginnen ein selbstständiges Leben und werden zum gleichen Zeitpunkt auch geschlechtsreif. Da es in dieser langen Zeit durchaus passieren kann, dass ein Jungtier seine Mutter verliert, kümmern sich die Vampir-Mütter auch um andere Jungen und säugen diese, hin und wieder werden Jungtiere auch adoptiert.

Alles ins allem sind die kleinen Blutsauger also sehr spezielle, hoch entwickelte Tiere – aber bei weitem nicht so gefährlich wie die Assoziationen, die bei ihrem Namen schnell entstehen.