Großes Mausohr (Myotis myotis)

Fledermäusen, als Jäger der Nacht, haftet von je her etwas Magisch-mystisches an. Sind sie doch weder Vogel noch Maus und haben doch von beiden etwas. Grund genug, sich etwas näher mit diesen interessanten Tieren zu beschäftigen.

Was ist das Großes Mausohr?

Das Tier mit dem lustigen Namen gehört in der Ordnung der Fledertiere (Chiroptera) zur Familie der Glattnasen (Vespertilionidae). Fledertiere sind die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können. Die Gattung der Mausohren (Myotis) umfasst weltweit ca. 90 Arten. Eine dieser Fledermausarten ist das Große Mausohr. Es existieren zwei Unterarten, einmal Myotis myotis myotis und Myotis myotis macrocephalicus.

Wie sieht das Großes Mausohr aus?

Das große Mausohr ist die größte einheimische Fledermaus. Sie hat einen behaarten Körper, lange, breite Ohren und Flughäute. Eine Flughaut reicht von den Handgelenken bis hin zu den Fußgelenken. Weiterhin von den Handgelenken zu den Schultern und auch die langen Finger sind mit Flughäuten verbunden. Zwischen Hinterbein-Schwanz-Hinterbein spannt sich die Schwanzflughaut. Beim Großen Mausohr ragt die Spitze des Schwanzes im Flug ganz charakteristisch aus der Flughaut heraus.

Typisch für alle Fledermäuse ist ein kurzer Daumen mit einer langen Kralle. Die vier Finger, die die Flughaut spannen, sind, wie der Unterarm, extrem verlängert.

Myotis myotis myotis hat eine Kopf-Rumpf-Länge von 6,5 bis 8 cm. Der Schwanz ist ca. 5 cm lang, die Flügel haben eine Spannweite von 30 bis 43 cm. Ein ausgewachsenes Tier wiegt zwischen 20 und 40 Gramm. In den Ohren sind 7 bis 10 Querfalten.

Ihr Fell ist lang und dicht, an der Oberseite braungrau und an der Unterseite weißgrau. Am Hals ist das Fell der Flattertiere manchmal leicht gelblich. Junge Mausohren sind mehr grau als braun gefärbt.
Die Schnauze, die Ohren und die unbehaarte Flughaut sind graubraun.
Die Unterart Myotis myotis macrocephalicus ist etwas größer und schwerer.

Wo ist das Tier beheimatet?

Das große Mausohr lebt im südlichen bis mittleren Europa bis in den Nahen Osten. Die nördliche Verbreitungsgrenze läuft durch die Niederlande, Schleswig-Holstein und dem Norden von Polen. Östlich erstreckt sich ihr Verbreitungsgebiet bis zur Ukraine.

Myotis myotis macrocephalicus kommt nur in der östlichen Türkei und im Nahen Osten vor.

Das Große Mausohr bevorzugt offenes Gelände, Felder, Wiesen und Wälder ohne oder mit wenig Bodenbewuchs zum Jagen. Als Sommerquartier lieben die Tiere große, offene Dachböden von Scheunen oder Kirchen. Hier ziehen die Weibchen in großen Wochenstubenkolonien ihre Jungen auf.

Im Winter ziehen die Flatterer in Höhlen, Felsspalten, Keller oder alte Bergwerksstollen, wo Temperatur und Luftfeuchtigkeit immer gleich sind. Dafür legen sie Strecken bis zu 100 km zurück. In Einzelfällen wurden Flugstrecken von 250 km nachgewiesen.

Wie lebt es und wovon ernährt es sich?

Die Tiere leben in großen sozialen Verbänden und suchen sowohl in den Wochenstubenkolonien als auch in den Winterquartieren engen körperlichen Kontakt. Oft wird ein Quartier von mehreren Fledermausarten zusammen genutzt. Eine Rangordnung scheint es bei Fledermäusen nicht zu geben.

Vom Spätherbst bis Ende März halten die Flattertiere Winterruhe.

Das Große Mausohr ist ein nachtaktiver Jäger. Den Tag verbringen die Fledermäuse in großen Pulken frei von der Decke hängend in ihren Quartieren. Auf Nahrungssuche fliegen sie bei schönem Wetter nach Einbruch der Dunkelheit.

Als reine Fleischfresser ernähren sie sich von Insekten, wie Nachtfaltern, Laufkäfern und Grillen. Spinnen und Ohrwürmer stehen ebenfalls auf dem Speiseplan. Teilweise fressen sie sogar Spitzmäuse.

Ein Mausohr frisst täglich ca. 20 bis 40 Insekten.

Wie jagt das Große Mausohr?

Das Besondere am Mausohr ist, dass die Tiere die Insekten nicht nur im Flug, sondern oft auch auf dem Boden fangen. Beliebt sind hier vor allem große Laufkäfer, die die Tiere im Flug vom Boden aufsammeln. In einer Flughöhe von 1 bis 2 m lauschen sie auf die Geräusche, die die Käfer verursachen. Für diese Jagdmethode brauchen die Mausohren lichte Wälder ohne Unterholz oder Gebüsch.

Bei Insekten, die sie in der Luft fangen, nutzen sie die Echoortung. Mit dem Maul stoßen Große Mausohren Ultraschallrufe mit einer Frequenz von 28 bis 80 kHz aus. Die einzelnen Töne haben eine Länge von 6 Millisekunden. Diese Töne werden von Gebäuden, Bäumen und den Beutetieren zurückgeworfen. Die Fledermäuse können mithilfe des Echos Richtung, Entfernung und Art des Hindernisses erkennen. Sie wissen sogar, ob und in welche Richtung sich ein Objekt bewegt.

Wie pflanzt sich das Großes Mausohr fort?

Im Spätsommer und Herbst ist Paarungszeit. Der Embryo entwickelt sich nicht gleich nach dem Paarungsakt, sondern erst nach der Ruhezeit im Winterquartier. Nach einer reinen Tragzeit von ca. 60 Tagen bringt das Weibchen 1 Jungtier zur Welt. Nach 20 bis 25 Tagen können die Jungen fliegen, im Alter von 6 Wochen sind sie selbstständig.

Was gibt es eventuell zur Gefährdung und Schutz zu berichten?

Der Bestand des Großen Mausohrs ist zurückgegangen. Schuld daran sind der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft und der Abriss oder die Sanierung von alten Gebäuden.